Es war die höchste Niederlage, die die Mannschaft von Schalke-Trainer Onur Cinel in der gesamten Saison hinnehmen musste. Eine 0:4-Niederlage beim Fünfzehnten der Liga. Ein weiteres sportliches Armutszeugnis im Zuge dieser unterirdischen Oberliga-Spielzeit.
Aber mit einer derartigen Bankrotterklärung hätten vor dem Spiel wohl auch die größten Pessimisten nicht gerechnet, die es mit den Königsblauen halten. "Wir waren einfach nicht richtig da. Vor allem in der ersten Halbzeit hat eine riesige Bequemlichkeit überwogen", resümierte Cinel die Klatsche im Ennepetaler Bremenstadion.
Bereits in der sechsten Spielminute ging der TuS durch Kapitän Abdullah El Youbari mit 1:0 in Führung. Für Schalke-Torhüter Denis Wieszolek sollte es eine schwarze erste Halbzeit werden. Der Torwart bekam insgesamt vier Schüsse auf sein Tor. Dreimal musste er dabei hinter sich greifen und die Kugel wieder aus dem Netz holen. Ibrahim Lachaychi (17.) und Kai Strohmann (44.) sorgten mit ihren Treffern im ersten Durchgang für die 3:0-Pausenführung. "Wir sind immer wieder einen Schritt zu spät gekommen und haben Ennepetal die Räume gegeben", ärgerte sich der sichtlich bediente Cinel nach dem Abpfiff über die peinliche Nicht-Leistung der Schalker.
"Die Spieler wollen in ganz anderen Bereichen spielen, wo sowas in größerem Ausmaß vorkommt. Das müssen die auch einfach abkönnen."
Onur Cinel (FC Schalke 04)
Für seinen Gegenüber Jörg Behnert war das Erfolgsgeheimnis klar: "Ich wusste genau, wie Schalke spielen wird und habe meine Mannschaft dementsprechend eingestellt. Dass wir am Ende mit 4:0 gewinnen, ist einfach klasse." Denn auch in den zweiten 45 Minuten ließen die Gastgeber den Knappen aus Gelsenkirchen keine Chance. Mit Muhamed Alawie und Andrejs Ciganiks wollte Cinel nochmal frischen Wind in die Partie bringen, aber nach nur fünf Minuten in Halbzeit zwei stand es schon 4:0. Mit dem insgesamt fünften Abschluss ließ Evin Nadaner die Ennepetaler Anhänger erneut jubeln.
Vereinzelte Schalke-Anhänger waren es dann auch, die mit den Schalker Spielern hart ins Gericht gingen. Die Mannschaft von Cinel wurde verspottet und zuweilen sogar beleidigt. "Ihr Geldsäcke" oder "Drecks Schalke-Pack" war auf den Rängen deutlich zu hören. "Die Spieler wollen in ganz anderen Bereichen spielen, wo sowas in größerem Ausmaß vorkommt. Das müssen die auch einfach abkönnen", erklärte Cinel die verbalen Attacken gegen seine Spieler. Auch Teammanager Gerald Asamoah lächelte die Beleidigungen in gewohnter Manier weg.
Ob es die verbalen Entgleisungen der gegnerischen Fans waren oder einfach die von Onur Cinel angesprochene Bequemlichkeit, die sich aus den vergangenen drei Siegen herleiten lässt: Die Spieler der Schalker Zweitvertretung konnten gegen den Tabellenfünfzehnten zu keiner Zeit wirklich gefährlich werden. Ein Armutszeugnis für den mit Abstand teuersten Kader der Liga.
Die Diskussionen um eine mögliche Auflösung der Schalker U23 dürften nach der peinlichen Vorstellung gegen Ennepetal erneut befeuert werden. Cinel weiß aber auch, dass es nicht nur negative Kritik gibt. "Gerade auch nach den vergangenen Siegen haben wir viel Lob bekommen", konstatierte der Trainer. Ob das ihm und seiner U23 am Ende helfen wird, erscheint fraglich.